News | Montag, 17. Juni 2024

„Wir handeln proaktiv”

Im Interview spricht Sacha Reichelt, Bürgermeister der Stadt Euskirchen, über die Herausforderungen und Chancen der Wärmewende. 

Herr Reichelt, was sind aus Ihrer Sicht die großen Herausforderungen der Wärmewende?

Euskirchen ist die einwohnerstärkste Stadt im Kreis und Sitz vieler Unternehmen. Wir haben hier die unterschiedlichsten, oft gemischte Gebäudestrukturen: neue Wohnquartiere, Altbauten, Ein- und Mehrfamilienhäuser, Einzelhandel, Handwerksbetriebe, Industrie. Diese Vielfalt macht die Wärmeplanung und die jeweilige Entscheidung für eine Wärmelösung herausfordernd. Deshalb ist es so wichtig, dass wir mit Hilfe von e-regio über die Wärmeplanung erstmal einen guten Überblick über den Status Quo der Gebäude und den Bestand an Heizsystemen bekommen. Eine große Herausforderung ist sicher auch das Tempo der Wärmewende. Die Eugebau, unsere städtische Wohnungsbaugesellschaft, sieht sich hier großen Aufgaben gegenüber. Viele Bürgerinnen und Bürger sind zudem verunsichert und fragen sich: Was soll ich jetzt machen – und wann? Wir als Stadt versuchen, die Menschen bestmöglich zu informieren und alle mitzunehmen.

In Euskirchen entsteht auf dem Areal der ehemaligen Steinzeugwerke das neue Wohn- und Arbeitsquartier werk&wiese – mit dem ersten Fernwärmenetz der Stadt. Was bedeutet das für die Stadtentwicklung?

Wir sind sehr froh, mit der Fernwärme eine zukunftsfähige Energielösung gefunden zu haben. Technologisch und strategisch sind wir hier wirklich nachhaltig aufgestellt. Das heißt: Die Versorgung muss nicht auf dieses Quartier beschränkt bleiben, das Netz kann in Zukunft weiterwachsen. Über die Grenzen des Quartiers und sogar über die der Stadt hinaus. e-regio hat die Lösung mit dem Über- und Weitblick eines regionalen Partners geplant. Das Transformationstempo verlangt, dass wir nicht an jeder Stelle auf die Verabschiedung von Gesetzen warten können. Wir müssen proaktiv sein und jetzt die bestmöglichen Entscheidungen für die Stadt und die Menschen hier treffen.

Auch das neue Rathaus wird zukünftig mit Fernwärme versorgt. Ist das ebenfalls ein Zeichen an Bürgerinnen und Bürger, dass die Wärmewende in Euskirchen gelingen kann?

Natürlich ist es wichtig, dass wir als Stadt mit gutem Beispiel vorangehen. Die Transformation der Energieversorgung betrifft alle Teile unserer Gesellschaft, da darf man sich als Stadt oder Kommune nicht verstecken. Im Gegenteil: Wir wollen zeigen, was möglich ist, und wollen den Fokus auf die Chancen der Energie- und Wärmewende legen. Wir probieren auch Dinge aus. Dass wir jetzt Fernwärme nutzen, gehört dazu, aber wir haben an unseren Immobilen auch schon Dächer begrünt, Fassaden mit Solarzellen bestückt oder Projekte mit Elektrolyseuren geplant. Wir zeigen, dass man technologisch offen sein muss. Es gibt nicht die eine Lösung – jeder Energie- und Wärmebedarf braucht eine individuelle Betrachtung. Umgesetzt wird dann das, was optimal passt.

Wie kann die Stadt ihren Bürgerinnen und Bürgern bei der Wärmewende konkret helfen?

Alles, was wir rund um das Thema anfassen, kommunizieren wir transparent, etwa über unsere Webseite „euskirchen.deine-waermewende.de“. Information ist sehr wichtig, hier planen wir auch noch weitere Maßnahmen. Schlussendlich haben wir aber nur Einfluss auf die 20 Prozent des Baubestands, für die wir kommunal verantwortlich sind. Und hier tun wir viel, vor allem über die Eugebau – eben aus der Vorbildrolle heraus. Auf alles andere haben wir als Stadt wenig direkten Einfluss. So nehme ich wahr, dass Immobilienbesitzer gerne mehr für Energieeffizienz und Klimaschutz tun wollen, oft die Wirtschaftlichkeit aber nicht gegeben ist. So manches Sanierungs- und Bauprojekt stirbt, weil die Kosten für nachhaltiges Bauen zu hoch sind. Einerseits brauchen wir dringend mehr Wohnraum, andererseits steht Bestand leer. Es wäre wünschenswert, wenn die Landes- und Bundespolitik regulatorisch einen besseren Ausgleich der unterschiedlichen Ansprüche hinbekäme. Ich glaube, dann wäre in Sachen Wohnraumschaffung und Wärmewende einiges mehr möglich.

Sollten sich die Städte und Kommunen der Region in Sachen Wärmewende austauschen?

Unbedingt, dafür bin ich jederzeit offen. Jeder Ort sieht sich zwar anderen, aber doch ähnlichen Anforderungen gegenüber. Und es geht nicht um Gleichmacherei, es gibt natürlich nicht die eine Lösung, die für alles passt. Warum aber sollten zum Beispiel Fernwärmenetze unbedingt an der Ortsgrenze haltmachen? Wir können sicher alle davon profitieren, wenn wir die Wärmewende zusammen angehen und Synergien nutzen. Ich freue mich darüber, dass sich in der Beziehung eine gute Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen und dem Kreis entwickelt hat.

alvarez/istockphoto.com
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